Die Nachricht vom Tod von Kurt Mühlhäuser hat uns alle im SPD-Ortsverein Olympiadorf sehr traurig gemacht. Kurt, der diesen Ortsverein 1973 gegründet hat, der seit dieser Zeit immer bei uns präsent war, der all die Jahre leidenschaftlich debattiert und für mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft gekämpft hat, der noch im November 2019 mit seinen Anträgen zur Entwicklung des Knorrgeländes und für eine soziale Wohnungspolitik auf aktuelle Themen Einfluss genommen hat, ist nicht mehr da. Wir vermissen ihn schmerzlich.
Kurt war ein außergewöhnlicher Mensch: zielstrebig, manchmal visionär, vielseitig, bescheiden, integer, leidenschaftlich, klug und ein Ausdauersportler, der auch manche berufliche Hürden sportlich meisterte. Als typischer Schwabe hat er, auch in seinem beruflichen Werdegang, stets „das Sach zusammengehalten“. So machte er aus den hochdefizitären Stadtwerken München ein modernes, ökologisch geprägtes Unternehmen. Wirtschaftliches Denken und Handeln waren bei ihm nicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern sollten zukunftsfest sein und dem Gemeinwohl dienen. Dieses Denken prägte seine Arbeit und seine Erfolge als Geschäftsführer der Stadtwerke München. Unter seiner Leitung sind die Stadtwerke nicht nur das bedeutendste kommunale Unternehmen Deutschlands geworden, sondern auch das Unternehmen, das nicht nur von der Energiewende redete, sondern sie auch umsetzte.
Der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, die Beteiligung an Offshore-Windanlagen in der Nordsee, der zügige Ausbau der Geothermie seien hier beispielhaft genannt. Umweltpolitische Erfolge erzielten die Stadtwerke München auch im Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Münchner Wasserversorgung. Wenn Kurt Mühlhäuser über das Münchner Wasser sprach, geriet er fast ins Schwärmen. Die Reinheit des Münchner Trinkwassers, des “M-Wassers“, wie er es immer nannte, konnte nur gesichert werden, weil die Stadtwerke nicht nur die Bauern in den Wassereinzugsgebieten Loisach- und Mangfalltal finanziell bei der Umstellung auf Biolandwirtschaft unterstützten, sondern weil sie auch große Flächen rund um den Taubenstein aufkauften und naturnah aufforsteten.
Würde man Kurt Mühlhäuser nur als „Mister Stadtwerke“ sehen, würde man einen weiteren, für ihn ganz wichtigen Teil seines Lebens ausblenden: sein Engagement für die Münchner Mieterinnen und Mieter. Schon 1973 initiierte er die kostenfreie SPD-Mieterberatung im SPD-Bürgerbüro in Schwabing, die bis heute besteht. Er war Herausgeber der Münchner Mieterfibel, die bald an den Info-Ständen vergriffen war.
Als Mitarbeiter der SPD-Stadtratsfraktion von 1978 bis zu seinem Wechsel zu den Stadtwerken war er der Stratege bei den Themen Mieten und Wohnungspolitik. Vorausschauend entwickelte er ständig neue Initiativen für eine zukunftsweisende Wohnungspolitik, um dem auch damals drängenden Problem entgegenzuwirken. Münchner Erhaltungssatzung, Zweckentfremdung und die ersten Ansätze zur sozialgerechten Bodennutzung wurden bis an die Grenze des gesetzlich Möglichen ausgereizt. Geht nicht gab es nicht bei Kurt Mühlhäuser. In dieser Zeit übernahm er den Vorsitz des Münchner Mietervereins, der bis dahin eher ein Schattendasein geführt hatte. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Verein zu einer schlagkräftigen Interessenvertretung für die Münchner Mieterinnen und Mieter und verdoppelte seine Mitgliederzahl. Sprichwörtlich ist bis heute seine Art der Mitgliederwerbung. Nach der Begrüßung war der erste Satz: Bist Du schon Mitglied im Münchner Mieterverein? Wer konnte sich dem noch entziehen?
Und Kurt Mühlhäuser war aus tiefer Überzeugung Olympia-dorfbewohner. Schon 1973 zog er mit seiner Frau Gisa Mühlhäuser-Lenzig ins Dorf, weil „uns die Konzeption des Olympischen Dorfes überzeugt hat: vor allem die Trennung der Fahr- und Fußgängerebene, der dörfliche Charakter und die Nähe zur Innenstadt“.
Er gehörte mit zu den Pionieren in vielen Vereinen und Initiativen, die zum Teil bis heute unser Dorf zu einem lebendigen Stadtquartier machen. Natürlich gründete er als Erstes einen SPD-Ortsverein Olympiadorf, der gemeinsam mit Milbertshofen ein großes Gewicht in der Münchner SPD darstellt. Er machte auch die SPD Olympiadorf zu einem zuverlässigen Mitstreiter gegen die damals belastenden Umweltprobleme, wie BMW Lackiererei, Bärlocher-Chemie, Rangierbahnhof.
Aber sein Engagement war nicht auf die Parteipolitik beschränkt. Als Gründungsmitglied der EIG an Silvester 1973 und späterer Vorsitzenden vertrat er die Interessen aller Dorfbewohner nach innen und außen. Er war Gründungsmitglied unseres Kulturvereins und des Sportvereins SV-Olympiadorf. Als aktiver Freizeitsportler war er jahrelang dessen Vorsitzender und kämpfte für die Sportplätze auf der ZHS, die der Freistaat nicht freigeben wollte. Sein Engagement als Verwaltungsbeirat der WEG Straßbergerstraße seit 1973 führte dazu, dass erstmals nach Bezug des Olympiadorfs eine bauträgerunabhängige Verwaltung die Interessen der Bewohner, nicht der Bauträger, vertreten konnte. Diese Erfahrungen brachte er auch als Beirat in die damals neu gegründete ODBG ein.
Nun ist Kurt Mühlhäuser nicht mehr unter uns; ein Freund, Mitstreiter und Ratgeber, ein Mensch, der für Gerechtigkeit und eine gute Zukunft kämpfte. Wir danken Dir für Dein außergewöhnliches Engagement und Deine mitreißende Art und werden Dich nicht vergessen.